Unsere Wanderung beginnt am Bahnhof Grindelwald. Wir halten uns zunächst auf der Strasse Richtung Fuhren, überqueren die Schwarze Lütschine und wandern zum Berggasthaus Marmorbruch, wo wir so etwas wie Schlucht-Feeling verspüren. Der Marmorbruch begann im 18. Jahrhundert, bevor ihn dann der Untere Grindelwaldgletscher übereiste. Später erlebte der Marmorbruch wieder eine schwache Aktivität, als ihn der Gletscher 1865 wieder frei gab. Grindelwaldner Marmor, rosa-braun gesprenkelt, ist heute noch in den Eingangssäulen der Universität Bern und im Bundeshaus zu finden.
Wir überqueren auf einer Brücke den Eingang zur Gletscherschlucht und steigen dann 400 Höhenmeter aufwärts bis zum Lägerli. Dabei geniessen wir herrliche Tiefblicke in die Schlucht und schöne Aussichten zu den Fiescherhörnern. Dieser Wegabschnitt wird relativ wenig begangen. Als Einstieg in den Eigertrail wird meist der etwas einfachere und weniger beschwerliche Weg von Grindelwald über Alpiglen benutzt. Wir erreichen die Rinderalp, wo wir ob der Waldgrenze auf eben jenen Weg von Alpiglen her stossen. 1500 Meter über uns thront auf dem Grat die berühmte Mittellegihütte. Die Vegetation wird nun karger. In einer kahlen Kalkfelsrinne gewinnen wir an Höhe. Bei den Holzbänken, die von kecken Steinmännchen bewacht werden, gönnen wir uns eine Rast und blicken zurück auf Wetterhorn, Grosse Scheidegg und Grindelwald.
Von nun an gehört unsere Aufmerksamkeit der Eigernordwand. Sie wurde 1938 von Andreas Heckmair, Ludwig Vörg, Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erstmals durchstiegen. Die Wand erscheint von unten enorm wuchtig und steil. Immer wieder dringen Geräusche von herabdonnernden Sturzbächen und Gesteinsbrocken ans Ohr. Aus diesem Blickwinkel, direkt unter der Wand, können wir uns nur mit viel Phantasie ausmalen, wo sich die «Spinne», das «Bügeleisen», der «Hinterstoisser Quergang» und die anderen legendären Kletterstellen befinden. Nur die Fenster der Jungfraubahn, mitten in der Wand, geben dem alpinistischen Laien Anhaltspunkte.
Der Weg führt nun durch eine alpine Grasfläche zwischen einem gigantischen Kalkfels und einer lieblichen Alp; immer höher westwärts bis zur Informationstafel, auf der die Erstbesteiger-Route eingezeichnet ist. Viele Wanderer begegnen uns. Die meisten begehen den Eigertrail bergabwärts – mit Ausgangspunkt Station Eigergletscher. Dort treffen wir nun ein – nach 5 Stunden Wanderzeit und 1600 Höhenmeter Aufstieg. Kaffee und Kuchen im Restaurant haben wir uns nun redlich verdient.
Wandertipp aus «Wadermagazin SCHWEIZ», Ausgabe 8_2015, wandermagazin.ch
Variante A: Die Tour könnte auch in umgekehrter Richtung gewandert werden. Der Abstieg ist dabei aber sehr steil und lang. Möglich wäre der Ausstieg auf halber Distanz zur Bahnstation Alp Apiglen.
EINKEHREN/ÜBERNACHTEN Berghaus Marmorbruch, 033 853 13 18; Berghaus Alpiglen, 033 853 11 30; Hotel Bellevue des Alpes, Kleine Scheidegg, 033 855 12 12. Hotels und Restaurants in Grindelwald.
AUSRÜSTUNG Stabile Bergschuhe, warme Kleidung (im Schatten der Nordwand), Zwischenverpflegung (auf dem langen Mittelstück gibt es keine Verpflegungsmöglichkeit).
Orte an der Route: Grindelwald (1034?m) - Marmorbruch (1107?m) - Lägerli (1508?m) - Rinderalp (1758?m) - Station Eigergletscher (2320?m)
Erste Publikation: Freitag, 21. August 2015
Letzte Aktualisierung: Freitag, 21. August 2015
Tour publiziert von: Peter-Lukas Meier